Wieviel Liebe wird bleiben?

Einige von uns kennen noch die trivial-philosophischen Comic-Strips aus den 60er Jahren. Beginnend mit „Liebe ist…“ wird auf romantisierende Art das Phänomen Liebe gedeutet.

In der heutigen, schnelllebigen und effizienten Welt wird die Sehnsucht nach Harmonie sogar immer größer. Sichtbar z.B. an der stetig wachsenden Zahl von Anhängern Taylor Swifts (Swifties), der aktuell erfolgreichsten Künstlerin des Globus, die eine heile, romantische Welt zelebriert.

Ein heutiger Designprozess ist geprägt von einer sauberen Grundlagenarbeit bis hin zu wissenschaftlichen Analysen, um zielgerichtet arbeiten zu können. Design und Gestaltung leben aber auch von Kreativität, Intuition und Leidenschaft. Erst wenn Designer für ein Projekt brennen, ihr Herzblut einfließen lassen und die vielzitierte „letzte Meile“ gehen, reift ein Ergebnis und erreicht neben dem Level der Funktionalität auch das Herz des Betrachters. Es entsteht eine emotionale Brücke, die sich bereits in der Grundidee ausdrückt und in der Liebe zum Detail mündet.

Zukünftig werden immer mehr Arbeiten von KI-Tools übernommen. Dadurch verändern sich unsere Prozesse und auch Ergebnisse! Natürlich beschäftigen wir uns als Branding- und Designagentur mit aktuellen Entwicklungen und Tools. Wir nutzen KI-gestützte Suchmaschinen wie Perplexitiy, zur Informationsrecherche oder um Verständnisfragen zu klären. Wir nutzen Chat GPT-O, um Texte zu erarbeiten. Für erste, schnelle Entwurfs-Skizzen werden Visualisierungs-Tools wie Vizcom genutzt. Auch Text-to-Image-Generatoren wie z.B. Midjourney oder Dall-E kommen bei uns zum Einsatz. Für fast alle Ergebnisse gilt jedoch, dass sie ohne Prüfung und Weiterbearbeitung noch nicht zu verwenden sind.

Viele Fragen sind leider auch noch ungeklärt, so z.B. die nach Urheberrechten. Daher ist der Einsatz der Ergebnisse für Kundenprojekte für uns bisher nur eingeschränkt möglich. Dennoch werden natürlich einige (Design-) Teilaufgaben bereits lücken- und ersatzlos von einem Algorithmus übernommen. Ob jedoch auch der Bereich der Kreativität übernommen werden kann, wird branchenübergreifend heftig diskutiert.

Die Leidenschaft, das einfließende Herzblut und die Liebe, die ein/e Gestalter/in in ein Projekt einfließen lässt, können schwer programmiert werden. Die Fähigkeit, neue Zusammenhänge herzustellen, etwas Ungesehenes zu erschaffen und dies nicht nur rational, sondern auch mit Intuition und Bauchgefühl bewerten zu können, scheint bisher noch nicht an eine Maschine übertragen worden zu sein.

Ist ein kreativer Prozess ein zutiefst menschliches Phänomen, das – trotz aller „Deep Learning“-Fortschritte – nicht ohne Weiteres von einem Algorithmus übernommen werden kann? Die Beurteilung verschiedener Entwicklungsschritte eines Prozesses basiert auch immer auf dem jeweiligen Mindset eines/r Gestalters/in, das über viele Jahre geprägt wurde und einen individuellen Charakter besitzt. Die natürliche Beschränktheit – ein vermeintlicher Nachteil – stellt sich als Vorteil gegenüber der allumfassenden, neutralen Informationsmenge einer KI-Software dar, weil subjektive, charakterstarke und authentische Entscheidungen gefällt werden können.

Die Geschwindigkeit technischer Entwicklungen der vergangenen Jahre lehrt uns, dass wir unseren eigenen, begrenzten Horizont nicht als einzigen Maßstab annehmen sollten. Fest steht jedoch: es wird massive Veränderungen geben. Und dabei stellt sich uns dann eben die relevante Frage: Wieviel Liebe wird am Ende noch in zukünftigen Projekten enthalten sein?

 

 

Mehr über dieses Thema ist zu erfahren in der aktuellen Oktober-Ausgabe des Creativ Verpacken Magazins oder über den direkten Austausch mit uns.